DMB Interviews
STAHLPLANET Interview mit Dead Master's Beat, Jürgen Hausdörfer von Stahlplanet, März 2008
:dmb: Das erste, was ich von stahlplanet gehört habe, waren Ausschnitte aus deiner ersten Veröffentlichung, der "Stahlfront"-CD. Zu hören bekam ich einerseits ambiente und düstere, auf der anderen Seite aber auch nahezu tanzbare Stücke. Soweit ich weiß, kommst du zum Teil auch aus der Metal-Ecke (dafür spricht z.B. das Amorphis-Shirt, das du auf einem deiner Bilder trägst.) Wie kam es, daß du jetzt so eine Musik machst? Jürgen Hausdörfer: Ich fühle mich eigentlich nicht als irgend ein Szenemensch, denn meine Interessen sind in Sachen Musik gehen in verschiedene Richtungen. Da wären Ambient, Neofolk, Bombast, experimenteller Freejazz, Deathrock, Industrial, Avantgarde, Minimalsachen, Klassik ala Wagner und Schnittke, Doom bis Black Metal und so einiges mehr... Angefangen hat es in frühen Jugendjahren mit Metal ala Slayer oder Kreator bis Doom Metal. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands konnte ich natürlich meinen musikalischen Horizont erweitern , denn in DDR-Zeiten kannte man nicht so viel und kaufen war auch kaum möglich. Anfangs war ich begeistert von Fields of the Nephilim, Bauhaus, Joy Division, Christian Death mit R.W. und einige Jahre später von Death in June, Current 93, In Slaughter Natives, Ain Soph, Bohren & the Club of Gore , Controlled Bleeding, DAF, Deutsch Nepal, Dissecting Table, Lustmord, Phallus Dei, SPK, Zone, When, Skrol oder meine Lieblinge Mynox Layh. Was Stahlplanet macht, ist wohl ein experimenteller Mischmasch in Richtung Avantgarde, denn in eine spezielle Richtung kann man das Projekt nicht einordnen. Es ist aber meist eine seltsame Atmosphäre vorhanden, allerdings jedes Stück ein wenig anders, von rituell-bedrohlich bis spannend oder auch schräg. Es gibt zwar auch fast tanzbare Stücke, jedoch discoorientierte Sachen wirds kaum geben, dazu ist das Ganze zu schräg, was auch so gewollt ist. Stahlplanet ist unberechenbar und die Stücke kommen nach Stimmungslage meinerseits. :dmb: Wie waren die Resonanzen auf Stahlfront? J.H.: Die Nachfrage war sehr gut, denn bis auf den Rest, den ich euch für euren Katalog gab, ist alles weg. Das ist nix besonderes bei einer limitierten Auflage, allerdings seh ich es mit Freuden, daß die Stahlfront nicht nur regional, sondern in allen Teilen Deutschlands gelandet ist. :dmb: Stahlfront, Stahlplanet... hast du irgendeine Beziehung zu Stahl, oder wie kam es zu diesen Namen? J.H.: Ja, ich habe fast jeden Tag mit Stahl zu tun. Im Moment bestimmt Stahl mein berufliches Leben, da ich als CNC-Fräser Stahl bearbeite. :dmb: Mit welchen Instrumenten arbeitest du? J.H.: Angefangen hat es damals mit primitivsten Mitteln. Die "Stahlfront" wurde haptsächlich mit Software gemacht. Für die kommende Leviamaag arbeitete ich mit Cubase SX3, einen microKONTROL von Korg, einer Fireface von Edirol, diversen Softsynths und einen KorgTriton Le. In der Zukunft werd ich auch eine Workstation von Yamaha,die DR 880 von Boss und die MPC -2000xl von Akai einbeziehen. :dmb: Gab es schon einmal Auftritte von stahlplanet? Wenn ja, wie sehen deine Konzerte aus? Wenn nicht, wie sollten sie aussehen oder ist Stahlplanet ein reines Studioprojekt? J.H.: Stahlplanet wird nie live auftreten. Es gibt genug Bands, die auf der Bühne rumstehen und Regler drehen. Das ist zwar jedem selbst überlassen, doch bei der Musik von Stahlplanet wär das ja genau so und nicht anders. Stahlplanet ist nix für die Bühne, sondern eher was fürs zurücklehnen und zuhören. :dmb: Deswegen peppen viele Bands ihre Autritte auch optisch auf, was in meinen Augen nichts anderes ist, als Effekthascherei, wenn sie auch teilweise recht gelungen ist. Gibts irgendwelche von diesen "Knöpfchendreher-Bands", die dich live dennoch beeindruckt haben? J.H.: Ich werds mal schön hier sein lassen, irgendwelche Bands zu nennen. :dmb: Deine E-Mailadresse lautet: nafrat_lebt@freenet.de. Ich hab mich schon immer gefragt, wer oder was "nafrat" ist. Steht das in irgendeinem Zusammenhang mit Stahlplanet? J.H.: Vergiss es einfach und mach dir da mal keine Gedanken drüber. :dmb: Wird schwierig, aber ich versuchs...versprochen. J.H.: Find ich gut... :dmb: Hast du schon einmal mit anderen Musikern zusammengearbeitet? Wenn nicht, könntest du dir das vorstellen oder bist du eher ein Eigenbrötler, der sich im Dunklen Kämmerchen verschanzt und Lieder austüftelt? J.H.: Ich hab mal live in Berlin bei Human Decay ausgeholfen, jedoch ist das eine Eintagsfliege. Früher hab ich mit IDG, Darkness over the World und Psy Industrie experimentiert. Die musikalischen Interessen gingen aber zu weit auseinander und die Leute sind mittlerweise in ganz Deutschland verstreut. Eigenbrötler ist schon die richtige Wortwahl. Allerdings könnte ich es mir schon vorstellen, daß ich mal eine Art Split-CD mit jemanden mache. :dmb: Hättest du da irgendwelche Wunschkandidaten? J.H.: Es gibt zwar keinen Wunschpartner, allerdings sollte der auf jeden Fall aus dem Undergroundbereich kommen und sich eher in Richtung Ambient, Industrial oder Avantgarde bewegen. :dmb: Du wohnst in Sonneberg, ergo Südthüringen. Wie schauts mit der dortigen Szene aus? Die Gegend ist ja nicht unbedingt für seine blühende Clubszene bekannt, oder täusche ich mich? J.H.: Da ist in der Tat nix los, außer ab und zu Schalkau. Wenn man hier was erleben will, muß man schon Richtung Jena, Weimar oder Ilmenau fahren. :dmb: Wie kam es zur Idee mit den beiden Videos, die im Rahmen der Leviamaag veröffentlicht werden? Hast du schon einmal überlegt, etwas längeres zu machen? Sozusagen einen Soundtrack zu einem selbstgemachten Film? J.H.: Da ich schon jahrelang selbst Privatfilmchen mache, hat sich das halt mal angeboten. Die Videoclips sind sehr morbid gestaltet und ohne buntes Tralala. Ein längerer selbstgemachter Film kostet Zeit und die ist leider rar. Audiomaterial wäre da schon ein wenig vorhanden. Außerdem arbeite grad an der Filmmusik eines Künstlers aus Thüringen für einen Kurzfilm. :dmb: Hört sich interessant an! Kannst du was näheres dazu sagen? Was ist das für ein Künstler und wie eng arbeitet ihr miteinander zusammen? J.H.: Es handelt sich um den 7-minütigen Kurzfilm "Entvölkert", der in Thüringen gedreht wird und die Entvölkerung der Dörfer und Kleinstädte darzustellen .Ich wurde halt gefragt und ich hab zugesagt , da ich mit einen hauptsächlichen Gestalter des Films privat befreundet bin. :dmb: stahlplanet ist bis auf einige Samples ein rein instrumentale Geschichte. Empfindest du (deine?) Stimme hier als störend? J.H.: Ich finde, daß die Musik von Stahlplanet nicht unbedingt Gesang und Stimme braucht. Außerdem bin ich ein schlechter Sänger .Ich belasse es bei eventuellen Sprachsamples oder bei verzerrten Stimmlagen, wie z.b. beim Stück "Der Fluch von Tornack". Jedoch soll man nie nie sagen. :dmb: Da die Stimme fehlt, erübrigen sich folglich auch Texte zu den Liedern. Allgemein hältst du dich mit Äußerungen sehr zurück. Allein die Liedtitel sprechen eine sehr kuriose Sprache. Wie kamst du z.B. auf den Liedtitel "Der Eismann kann auch anders"? Hattest du schlechte Erfahrungen mit Bofrost? J.H.: Eismann ist ein Nickname von mir in einen Forum und da das Stück total anders ist als die anderen Sachen von mir, hab ich diesen Titel gewählt. :dmb: Keine Angst, ich will jetzt nicht, daß du mir jedes Lied analysierst, aber eine Frage hab ich noch diesbezüglich: Wer ist "Die schräge Johanna"? J.H.: Niemand bestimmtes im wirklichen Leben. :dmb: Das kommende Album heißt "Leviamaag". Wie kamst du auf diesen Namen und inwiefern unterscheidet es sich vom Vorgänger "Stahlfront"? J.H.: Nenn Leviamaag eine Art selbsternannte Traumwelt. Ich finde, daß das neue Album Leviamaag schon etwas verspielter, schräger und vielseitiger als der Vorgänger ist. :dmb: Was ist für die Zukunft geplant? J.H.: Ich bastle zur Zeit an 3 neuen Stücken unterschiedlichster Art. Genauer gesagt von Dark Ambient, Industrial bis experimenteller chaotischer Freejazz. Das ist aber noch Zukunftsmusik und noch in der Entwicklungsphase. Wie gesagt, ich hätte auch nix dagegen, wenn mal von irgendeiner Seite ein Splitangebot kommt. :dmb: Dank dir für das Interview! |